Freitag, Mai 27, 2016

CBO Transformationen für count distinct Operationen

Anfang 2014 hatte ich hier einen Artikel angesprochen, der im High-Performance Blog von Persicope erschienen war und versprach, postgres Queries mit einer count distinct Operation um den Faktor 50 zu beschleunigen. Ich hatte damals selbst ein paar Tests mit Oracle durchgeführt, die zeigten, dass die Umformulierung auch dort nützlich ist, aber weitaus weniger dramatische Effekte hervorruft als bei postgres (was kurz darauf in einem weiteren Artikel bei Periscope ebenfalls angemerkt wurde. Außerdem hatte ich einen Artikel von Hubert Lubacewski verknüpft, in dem dieser zeigte, dass man durch geschicktere Umformulierung in postgres noch sehr viel mehr erreichen kann als mit den periscope-Varianten.

Jetzt hat Jonathan Lewis im Scratchpad auf den Artikel verwiesen und dabei gezeigt, dass der CBO für einfachere Beispiele durchaus dazu in der Lage ist, diese Umformung selbständig durchzuführen. Verwendet werden dabei folgende Optimizer-Transformationen:
  • place group by: verfügbar ab 11.1.0.6 (2007)
  • transform distinct aggregation: verfügbar seit 11.2.0.1 (2009)
Wie üblich ist der Optimizer aber nicht in jedem Fall dazu in der Lage, die richtige Strategie auszuwählen, so dass man ihn manchmal durch Hints auf die richtige Spur bringen muss (hier etwa: no_transform_distinct_agg).

Freitag, Mai 20, 2016

Optimizer-Features unterschiedlicher Oracle-Versionen vergleichen

Nigel Bayliss stellt im Blog der Oracle Optimizer Entwicklung ein nützliches Skript vor, mit dessen Hilfe man die Optimizer Features unterschiedlicher Oracle Releases vergleichen kann. Das Skript legt diverse Hilfstabellen an und greift auf v$session_fix_control, sys.x$ksppi und sys.x$ksppcv zu, für die man demnach Lesezugriff benötigt. Kann man natürlich auch von Hand machen, aber ein passendes Skript macht dergleichen komfortabler.

Mittwoch, Mai 11, 2016

Locks zur Sicherstellung referentieller Integrität

Jonathan Lewis wiederholt in seinem Blog zur Zeit allerlei Erläuterungen, die er schon häufiger gegeben hat, und ich wiederhole hier dann noch mal die Punkte, die es bisher trotz Wiederholung noch nicht bis in meinen aktiven Wissensbestand geschafft hatten (sondern nur eine vage Erinnerung aufrufen). Einer dieser Punkte betrifft das Verhalten der Locks zur Gewährleistung referentieller Integrität, die als RI Locks bezeichnet werden. Dabei skizziert der Autor folgendes Szenario:
  • ein Datensatz wird in eine Parent-Tabelle eingefügt, aber nicht über commit festgeschrieben.
  • in einer zweiten Session soll in eine child-Tabelle ein Datensatz eingefügt werden, der sich auf den neuen Parent-Datensatz bezieht.
  • man könnte annehmen, dass die zweite Session unmittelbar einen Fehler erhält, der darauf hinweist, dass kein parent key gefunden wurde, aber das ist nicht der Fall: tatsächlich wartet die zweite Session darauf, dass in der ersten Session ein Commit oder ein Rollback erfolgt.
  • obwohl das isolation level READ COMMITTED dafür sorgt, dass eine Session nur die Daten sehen kann, die in einer anderen Session bereits per commit festgeschrieben wurden, kann der zugehörige interne Prozess durchaus die Arbeit anderer Sessions wahrnehmen. 
  • ein Blick in v$lock zeigt, dass die zweite Session ein TX Lock im Mode 6 hält (also ein exklusives Transaktionslock, was bedeutet, dass die Session undo und redo erzeugt); außerdem wird ein weiteres Transaktionslock in Modus 4 (share) angefordert, und diese Anforderung wird von der ersten Session blockiert.
  • nach einem rollback in Session 1 wird in Session 2 dann der erwartete Hinweis auf den fehlenden parent key geliefert (ORA-02291). Nach einem commit in Session 1 kann Session 2 problemlos weiterarbeiten.
  • im Fall einer multi-statement-Transaktion in Session 2 würde nur das insert in die child-Tabelle zurückgerollt werden, nicht aber alle Statements der Transaktion.
  • das Verhalten ist das gleiche im Fall von update und delete.
  • aus dem Verhalten können sich auch deadlocks ergeben.
  • wenn in einem deadlock-Graphen ein TX wait des Typs S (share, mode 4) erscheint, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Indizes im Spiel (verursacht durch referentielle Integritätsregeln oder auch PK-Werte-Kollisionen oder Werte-Kollisionen in einer IOT).
Ob ich mir das jetzt besser merken kann, bleibt abzuwarten.

Mittwoch, Mai 04, 2016

Wann ist ein Full Table Scan billiger als ein Index Fast Full Scan?

Und seit wann verwende ich in meinen Überschriften Fragezeichen? Fragen über Fragen. Aber eigentlich ist der Fall, den Jonathan Lewis in seinem aktuellen Blog-Artikel beschreibt, ebenso überschaubar wie erinnerungswürdig. Seine Fragen darin lauten: wieso werden die Kosten eines Full Table Scans auf einer Tabelle vom Optimizer als niedriger berechnet als die Kosten für den Index Fast Full Scan auf einem Index der Tabelle und warum ist der Index Fast Full Scan trotzdem effizienter in Hinblick auf die Laufzeit der Ausführung. Auf die Frage nach den Kosten gibt es eine wahrscheinliche und eine eher exotische Möglichkeit:
  • die eher exotische Variante wäre: Index und Tabelle wurden mit unterschiedlichen Blockgrößen angelegt. Da eigentlich niemand (außer vielleicht dem Herrn Burleson) ohne gute Gründe (z.B. den Einsatz von Transportablen Tablespaces) auf die Idee kommt, mehrere Blockgrößen in einer Datenbank zu verwenden, tritt der Fall wohl eher selten auf.
  • die wahrscheinlichere Erklärung ist: die Tabelle ist kleiner als der Index. Da ein Index Fast Full Scan (IFFS) tatsächlich ein Full Table Scan (FTS) des Index-Segments ist, basiert das Costing auf der Anzahl der Blocks im Segment. Wenn also die Tabelle kleiner ist als der Index, dann sind auch die Kosten des FTS niedriger als die des IFFS.
Im dem Artikel zugrunde liegenden OTN-Fall war tatsächlich die (aus meiner Sicht) wahrscheinlichere Variante Nr. 2 im Spiel: die Tabelle war kleiner als der Index. Grundsätzlich kann das leicht passieren, wenn eine Tabelle sehr schmal ist, da der Index ja immer noch zusätzlich zu den indizierten Spalten die rowid des Datensatzes enthält, aber im gegebenen Fall deuteten die Autotrace-Statistiken (consistent gets) nicht darauf hin, dass der Index größer war als die Tabelle. Die Ursache dafür war Compression, die für die Tabelle eingerichtet war, während der Index nicht komprimiert wurde - wobei natürlich auch noch zu berücksichtigen ist, dass die Index Compression technisch anders funktioniert als die Table Compression und unter jeweils anderen Voraussetzungen effektiv ist. Die Verwendung der Table Compression ist dann auch der Grund dafür, dass das Costing des Optimizers in diesem Fall den weniger effizienten Plan favorisiert: die Tabelle ist zwar geringfügig kleiner als der Index, aber das Entpacken der komprimierten Daten erfordert zusätzlichen CPU-Einsatz, so dass die Ausführung mit dem IFFS ein wenig schneller abläuft als die mit dem FTS. Interessant ist im Artikel auch, wie der Herr Lewis das Vorliegen der Table Compression und das Fehlen der Index Compression aus den Zahlen des zugehörigen CBO-Traces ermittelt, wobei das keine höhere Mathematik ist.